Melinda Nadj Abonji & Jurczok 1001 (Gerhard Stöger, Falter 19/06, Wien)
Melinda Nadj Abonji & Jurczok 1001 ist ein in Zürich ansässiges Duo zwischen Textrezitation, Human Beatbox und einer kreativ gespielten und bearbeiteten elektrischen Geige. Ungewöhnlich ist hier nicht nur das anregende musikalische Wirrwarr und das poetische Gewicht der Texte, auch die Verpackung der neuen CD beeindruckt durch seine ungemein aufwendige und liebevolle Gestaltung als umfangreiches kleines Textbuch.


Melinda Nadj Abonji & Jurczok 1001 (Frank Heer, Facts 25/06, Zürich)
Selten gelingt der Drahtseilakt zwischen Musik und Literatur so leicht: Über der Zungenakrobatik des Zürcher Beatboxers Jurczok 1001 jongliert Melinda Nadj Abonji ihre gesungene und gerappte Lyrik. Ein Hörvergnügen aus Hip-Hop, Dub und Chanson.


Sound und Text (Beat Mazenauer, 18.8.2006 Volltext, Wien)
Harmonie und Rhythmus sind literarische Elemente, die Texte aus dem Bett ihrer schriftlichen Verfassung herausheben. Das hat die literarische Performance längst gemerkt. Im Bewusstsein dessen experimentiert sie immer kecker auch in musikalisch-literarischen Grenzbereichen. Als stilbildend dafür kann die CD der Autorin und Musikerin Melinda Nadj Abonji gelten, die sie mit dem Rapper und Spoken-Word-Autor Jurczok 1001 aufgenommen hat. Der Titel Voice / Beatbox / Violin fokussiert auf die hörbare Seite, das ausführliche Booklet belegt die poetische Qualität dieser Grenzgänge zwischen Sound und Text. In einer kurzen Reminiszenz zum ersten Titel erinnert sich Melinda Nadj Abonji daran, wie sie mit der Lektüre von Marieluise Fleißers Texten entdeckte, „dass ich mit Stimme die Sprachbewegung des Textes meinte“. Mit der eigenen Stimme verleiht sie hier der Sprache Kontur und Koloratur. Ambient-Klänge mit der elektronischen Violine werden umgarnt von betörend klangvollen ungarischen Versen, die „Human Beatbox“ begleitet Prosaminiaturen, Rap-Texte in Schweizer Dialekt und raffinierte Loop-Sequenzen erweitern das musikalische Vokabular. So spiegelt sich die Vielfalt der musikalischen Einflüsse in einer textuellen Vielstimmigkeit, die Ausdruck im Booklet findet. In kurzen Erläuterungen erdet Nadj Abonji ihre Lyrik / Lyrics mit Erinnerungen an die vojvodinische Heimat ihrer Familie: beispielsweise den Großvater („Nagyapam“), den sie nie kennen gelernt hat, weil er kurz nach seiner Rückkehr aus dem Arbeitslager verstarb. In der Lücke zwischen Lese- und Hörtext entfalten Melinda Nadj Abonji und Jurczok 1001 so eine ganz eigene poetische Spannung und Stimmung.


Urbane Folklore (Fredi Bosshard, 11.5.06, WOZ, Zürich)
Die Violinistin und Sängerin Melinda Nadj Abonji und der Stimmperformer Jurczok 1001 sind seit bald sieben Jahren gemeinsam unterwegs. In ihren Performances führen sie Rap, Spoken Word, minimale Elektronik, folkloristische und experimentelle Klänge von Violine, Stimme und Human Beatbox zusammen, verdichten sie zu Songs, die aus unterschiedlichen Welten kommen. Es sind Songs, die sich über Jahre auf der Bühne entwickelt haben, und solche, die im Studio für die vor kurzem erschienene CD „Voice Beatbox Violin“ verfeinert wurden oder in der spontanen Form eines „First Take“ belassen sind. Nadj Abonji und Jurczok 1001 lassen die stilistischen Unterschiede bestehen, stellen mit verspielter Lust am Experiment das Kinderlied neben den Rap, lassen dabei die Reibungen spüren und Toleranz.
Melinda Nadj Abonji erinnert zwischendurch an Iva Bittova, besonders wenn sie das Liedgut der Vojvodina aufnimmt. Sie stellt die Texte eines ungarischen Volksliedes den eigenen gegenüber oder verweist musikalisch auf die Tradition von Béla Bartók. Ähnliches geschieht, wenn Jurczok 1001 in „All schnurred“ aus dem Rap langsam ins Lied abkippt, Nadj Abonji Violinklänge beisteuert, um so auf eine Vergangenheit hinzudeuten, die sich von Zürich aus rhizomartig über Ungarn, Polen, die Slowakei und Exjugoslawien ausdehnt. Eine Vergangenheit, die zur Basis für die Textperformance „kuplung“ wird, so Grenzen aufhebt und von einer besseren Zukunft träumt.


Haikus für Jungs i Nike-Shoes (Matthias Daum, 8.4.06, NZZ)

Das Resultat sind aufs Nötigste reduzierte Tracks, die zwischen poetischer Lautmalerei, Klangexperiment und Groove oszillieren. (...) Durch das Wuchern der eigenen Schaffenskraft quillt das Album zwar über vor Ideen. In Zeiten herrschender ökonomischer Rationalisierung erweist sich die Haltung des Duos jedoch als erfrischend und befreiend.


Voice Beatbox Violin
(Christian Hubschmid, 16.4.06, Sonntagszeitung)

Atemlos spuckt der Rapper urbane Rhythmen, zum Kontrast entführen Geige und Gesang in melancholische Stimmungen: ein Zürcher Duo auf seinem sehr eigenen Weg zu einer europäischen Musik.


Die Beine tief im Osten (Isabell Teuwsen, 24.4.06, Schweizer Illustrierte)

Wer das Paar zum ersten Mal hört und sieht, ist fasziniert von seiner musikalischen und sprachlichen Strahlkraft. Er mit dem Beatboxing, dem erzeugen von Beats mit der eigenen Stimme. Sie als Textperformerin, Sängerin und Violinistin, wobei die deutschen Texte eine ganz eigene Klangsprache entwickeln. Die CD lässt urbane Folklore und Rap aufeinander prallen.


Baumwolle (Albert Kuhn, Nr. 18.06, DIE WELTWOCHE)
Noch weiter an den Rand von Folk führt die Zürcher Kooperation von Autorin, Sängerin, Violinistin Melinda Nadj Abonji und Rapper und Beatbox Jurczok 1001. Die Beschäftigung mit ungarischem Liedgut und Bartók-Themen führt zu besinnlichen Minimalismen, die zwischen Volksmusik, neuer
E-Musik, Blues und frühem Newwave oszillieren.



Gezupft und gereimt (Martin Söhnlein, 20 minuten weeks)

Mit minimalen Mitteln erschaffen Melinda Nadj Abonji und Jurczok 1001 auf „Voice Beatbox Violin“ eine Landschaft ganz besonderer Prägung. Da werden mit Stimmen entspannte Schlagzeugbeats erzeugt sowie Sprach- und Klangfetzen in die Endlosschlaufe geschickt. Zu gezupften und gestrichenen Geigenklängen rappen und singen Abonji/Jurczok – mitunter auf Ungarisch – über allerlei Geheimnisvolles.